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Der Untergang

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Auf den Notruf der Titanic hatten bis dahin drei Schiffe geantwortet. Die Frankfurt, 170 Meilen entfernt, die Olympic, 500 Meilen entfernt, und die Carpathia, 58 Meilen entfernt. Die Olympic wollte nur schwer glauben, daß die Titanic in Not war. Zur Rettung kam aufgrund der Entfernung jedoch nur die Carpathia in Frage. Sie erreichte den Unglücksort um 04.30 Uhr.

die Carpathia

Obwohl die Boote der Backbord-Seite nun fertig zum Beladen waren, verbot Wilde, dieses zu tun ohne zuvor die Erlaubnis des Kapitäns zu haben. Lightoller schlug vor, die Boote auf das A-Deck herabzulassen, um so einen einfacheren Einstieg zu ermöglichen. Wilde verbot jedoch auch dies. Daraufhin ging Lightoller persönlich zum Kapitän, der antwortete: "Um Gottes Willen, laden sie die Boote mit Frauen und Kindern und lassen sie sie dann runter." Lightoller nahm den Befehl sehr ernst und erlaubte in dieser Nacht nur noch einer männlichen Person, ein Boot zu betreten.

einer der Musiker - der Pianist Hume

Das Krachen der großen Schornsteine verstummte plötzlich. Es herrschte für einen Moment Stille, dann ertönte eine aufmunternde Melodie. Das Orchester war an Deck gekommen, um die Menschen zu beruhigen.

Boxhall war derjenige, der das "mysteriöse Schiff" sah. Er versuchte zu morsen: "Wir sind die sinkende Titanic". Er glaubte, etwas gesehen zu haben, dachte dann aber, daß es das flackernde Signallicht eines Mastes gewesen sei. Um 0.45 Uhr befahl Smith, die Signalraketen abzuschießen.

Die Kombination der Raketen und der Musik lösten gemischte Gefühle aus. Die einen wurden nun doch von ihrer Notlage überzeugt, doch andere dachten, es wäre als Unterhaltung für die Dauer der Reparaturen gedacht. Ein kleines Feuerwerk, Musik, eine exzentrische Party der Reichen. Auch als sich das Schiff immer weiter neigte, wollten es viele nicht wahr haben, daß sie sanken.

Lightoller ließ Boot Nr. 6 herunter. Molly Brown befürchtete jedoch, daß ein Seemann zu wenig sei. Major Arthur Puechen, der selbst eine Yacht besaß, bot sich an. Er war der einzige Mann, den "Lights" noch in ein Boot ließ.

Alle Rettungsboote waren herabgelassen. Leider waren immer noch viele nicht vollbesetzt. Bei den letzten Booten mußte Offizier Lowe mit Hilfe seiner Pistole dafür sorgen, daß Ruhe bewahrt wurde.

Ismay wurde in einem der Klappflöße gerettet. Er behauptete später, bis zuletzt geholfen zu haben, obwohl er laut Lowe ständig im Weg war. Als das Boot mit Frauen und Kindern gefüllt war, stiegen einige Männer hinzu. Auch Ismay setzte sich zu ihnen. Er war kein White Star Superkapitän mehr, sondern nur noch ein First-Class-Passagier.

Jack Thayer berichtete später, daß Ismay sich durch die Menschen geprügelt hatte, um auf das Boot zu kommen. Er sah auch, wie Offizier Murdoch zwei Männer erschoß, die versuchten, auf das Boot zu gelangen. Nachdem dieses heruntergelassen worden war, schoß sich Murdoch eine Kugel in den Kopf.

2.00 Uhr. Das Wasser stieg unaufhaltsam an. Lightoller wußte, daß er die beiden letzten Klappflöße herablassen mußte, aber er wollte sie für diejenigen vorbereiten, die gleich im Wasser schwimmen würden.

Kapitän Smith ging noch einmal zu Phillips. Die Nachricht war aber immer noch die gleiche. Die "Carpathia" war das einzige Schiff, das ihnen in ca. 2 Stunden zu Hilfe kam. Er bedankte sich bei Phillips und Bride für ihre Hilfe und entließ sie aus ihrem Dienst. Phillips versuchte noch weiter, ein SOS zu senden. Bride beobachtete, wie ein Heizer versuchte, Phillips Rettungsweste zu stehlen. Beide schlugen ihn ohnmächtig, verschwanden und überließen ihn seinem Schicksal.

Smith stand auf der Brücke und beobachtete, wie einige versuchten, die letzten beiden Flöße herunter zu bekommen, die schlecht verstaut gewesen waren. Dabei fielen sie auf das darunter liegende Deck. Vielleicht konnte Smith die hunderten von Menschen, die auf das Deck rannten nicht einmal sehen, ihre Schreie waren jedoch unüberhörbar. Es waren die Third-Class-Passagiere, denen man endlich erlaubte, an Deck zu kommen, wo jedoch bereits alle Boote herabgelassen waren. Der Kapitän gab seinen letzten Befehl: "Das Schiff verlassen. Jeder ist auf sich gestellt."

Später erzählte man, Smith hätte danach noch ein Kind gerettet. Er wäre zum Schiff zurück geschwommen bevor es versank und hätte gerufen: "Benehmt euch wie Engländer." Es gibt keine Fakten, die dafür sprechen.
Er wurde das letzte Mal gesehen, als er zur Brücke zurückging.

die Titanic sinktDer Bug hatte sich mit Wasser gefüllt und wurde in die Tiefe gerissen. Dabei wurde das Heck immer höher aus dem Wasser herausgehoben. Menschen aller Klassen, die sich noch an Bord befanden, waren gefangen. Jetzt wurde der Sprung ins Wasser lebensgefährlich. Jene, die sich nirgendwo festhalten konnten und herunterfielen, wurden von dem Sog mitgerissen.

In den Booten auf See hörte man das markerschütternde Schreien. Sie sahen die Lichter des Schiffes, die bis zuletzt gebrannt hatten, aufflackern und dann ganz erlöschen. Darauf folgte eine Explosion und ein ohrenbetäubendes Geräusch von krachendem Metall.

Das Heck hatte sich vom Bug gelöst. Kurz darauf war die Titanic verschwunden und sollte es für die kommenden 73 Jahre auch bleiben.

Es gibt so viele Dinge, die wir nie erfahren werden. Man wußte von der Band, die bis zuletzt gespielt hatte; von den Elektrikern, die bis zuletzt für Strom gesorgt hatten. Beide Gruppen überlebten nicht. Man wußte, wie viele Raketen die Titanic abschoß, doch es sind noch millionen Fragen offen, die niemals geklärt werden können.

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