Die große Reise beginnt ... 

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Es war nun endlich soweit, der Tag der Jungfernfahrt war gekommen.

Am 10. April 1912 wurde um 9.30 Uhr mit der Aufnahme der Passagiere und ihrem Gepäck begonnen. Das ganze dauerte bis ca.11.30 Uhr. 427 Passagiere der 1. und 2.Klasse und 495 der 3.Klasse waren jetzt an Bord. Also insgesamt 922 Passagiere. Gegen Mittag legte die Titanic in Southhampton / England zu ihrer großen Fahrt nach New York ab. Die Ankunft ist für den 17. April vorgesehen.

Abfahrt der Titanic Ein kräftiger tiefer Ton aus dem Signalhorn läutete die Abfahrt des Schiffes ein. 90% der Passagiere standen an Deck und winkten der Jubelnden Menge an Land zu, während die Titanic von sechs kleinen Schleppern vom Kai gezogen wurde.

Zuerst hatte jetzt ein Lotse das Kommando über das Schiff. Er hatte die Aufgabe die Titanic sicher in und durch ihre Fahrrinne zu navigieren, bis tiefere Gewässer erreicht wurden. Mit langsamer Fahrt voraus wurde gegen die hereinkommende Flut mit einer Linkskurve in den River Itchen gefahren.

Jetzt passierte der erste Zwischenfall: Im engen nur 12 Meter tiefen Kanal waren zwei Schiffe (New York und Oceanic) festgemacht. Bei der Durchfahrt der Titanic wurden die Taue der "New York" durch die Bugwelle so stark gespannt, das sie durchrissen. Die New York trieb geradewegs auf die Titanic zu. Hätte C.Gale - der Kapitän eines Schlepperschiffes - nicht schnell genug reagiert, währe wahrscheinlich die erste Kolission passiert. Er steuerte mit seinem Schlepper Vulcan auf die New York zu, und es gelang ihm tatsächlich ein Tau an ihr festzumachen. Da noch zwei andere Schlepper zur Hilfe kamen konnte die New York wieder zurück an ihren Platz geschleppt werden.

In dieser Situation reagierte der Lotse und auch Smith auf der Titanic ebenfalls gut. Der Lotse befahl Maschinen Stopp und dann volle Kraft zurück. Smith ordnete an, den Anker bis zur Wasseroberfläche zu senken, bereit um ihn fallen zu lassen. So hätte durch eine motorenunterstützte Kurve um den Anker herum eine Kollision mit der New York minimiert bzw. vermieden werden können.

Der Zwischenfall "New York" verspätete die Abfahrt der Titanic um eine ganze Stunde.

Aber dann endlich konnte Smith Kurs auf die Normandie nehmen. Für die 80 Meilen bis nach Cherbourgh / Frankreich brauchte die TITANIC weniger als 4 Stunden.

Gegen 18.30 Uhr wurde der Anker vor Cherbourgh geworfen. Zum Übersetzen der Passagiere mussten Tender benutzt werden, da der Hafen ein so großes Schiff nicht aufnehmen konnte. Es stiegen 142 Leute der 1.Klasse, 30 der 2.Klasse und 102 der 3.Klasse zu. 13 Passagiere setzten mit dem Tender zum Festland über. Sie wollten wahrscheinlich nur den Kanal überqueren. Es war dunkel, und die Lichter der Titanic leuchteten majestätisch vor Cherbourg. Um 20 Uhr lichtete man den Anker und steuerte auf Irland zu.

die Stadt Queenstown
Die Reise führte nun nach Queenstown / Irland. Dort kam die Titanic am 11. April 1912 um 11.30 Uhr an. Wieder wurden Tender benutzt, aus den bekannten Gründen. 120 Passagiere stiegen zu, außer 7 alle der 3. Klasse zugehörig. Und auch 7 Passagiere verließen das Schiff in Queenstown. 1385 Postsäcke wurden zugeladen.

Die Reise wurde um 13.30 Uhr mit voller Kraft voraus fortgesetzt. Was später bekannt wurde: J.Bruce Ismay führte ein Gespräch mit dem Maschinisten Joseph Bell. Vermutlich wollte er mit der TITANIC schneller in New York sein als mit der Olympic. Dieses Gespräch ist nicht genau bestätigt.

Vom 11. bis 13. April fuhr sie durch ruhige Gewässer, so dass die Titanic am 13. April schon 546 Seemeilen zurückgelegt waren. An diesem Tag warnte die beschädigte "Rappanock" vor Packeis.
Es gab außerdem einen kleinen Zwischenfall an Bord: ein Feuer, welches im Kohlebunker ausgebrochen war, musste gelöscht werden.

Während der Fahrt gab es für die Passagiere unzählige Möglichkeiten sich sportlich  zu betätigen oder einfach nur Spaß zu haben. Zum Beispiel das Türkische Dampfbad oder der Squash Court. Es war für alles perfekt gesorgt.

an Deck
Sonntag, der 14. April 1912.
Ein klarer strahlender und sehr warmer Tag für April. Für alle war es bloß ein weiterer Tag auf See an Bord der Titanic.

die CrewNach dem Frühstück hielt Kapitän Smith in seiner stolzen Uniform, anseiner Seite einer seiner Offiziere, vor der First-Class ein Gebet. In der Second-Class wurde dies durch Purser Reginald Baker abgehalten und ihm folgte eine katholische Messe durch Vater Thomas Byles, der auch zu der Third-Class sprach.

Nachdem man den Telegraphen wieder repariert hatte, bekam der Kapitän folgende Nachricht: "Eiswarnung: Packeis und Eisberge, 41 Grad, 51 min. Nord; 49 Grad, 52 Min. West." Die griechische Dampfer Athina und Coronia meldeten dies.

Anstatt mit dieser Nachricht zur Brücke zu gehen, zeigte Smith sie Ismay. Eleanor Widener bezeugte später, daß Ismay die Nachricht las und sie dann einfach in seine Tasche steckte, während Smith bereits den Raum verließ.

Gegen 17.00 Uhr setzte sich Ismay zu Marian Thayer und Emily Ryerson, die sich an Deck aufhielten. Er zeigte ihnen die Nachricht, auf der auch ein Notruf eines anderen Dampfers stand, der manövrierunfähig im Meer trieb. Ismay wurde gefragt, wie die Titanic nun helfen würde. Er ging nicht auf diese Frage ein, sondern sagte nur, daß ab dem nächsten Morgen ein zusätzlicher Kessel angeheizt würde. So würde man zur Überraschung aller einen Tag eher in New York anlegen.

Mehr als zwei Stunden später gab Ismay die Nachricht dem Kapitän zurück, um sie in den Kartenraum zu leiten.

Um Zeit und Meilen zu sparen, gab es 1912 eine Nord- und eine Südroute. Wegen der Eiswarnung entschied der Kapitän, die Titanic 16 Meilen weiter südwestlich zu steuern.

Bis dahin hatte die Titanic drei Warnungen erhalten. Ein weiteres Schiff hatte Eis gesehen und bereits am Freitag und Samstag war die Titanic die ersten Male gewarnt worden. Smith dachte jedoch, das Verschwiegenheit die beste Taktik sei.

Um 18.00 Uhr begann Lightollers Dienst. Lights berichtete ihm von den Eiswarnungen und sagte ihm, daß nach Berechnungen das Eis gegen 23.00 Uhr in Sicht kommen müßte. Lights ging dann zu Tisch und William Murdoch war Leiter der Brücke.

Um 19.45 Uhr informierte Samuel Hemming Murdoch, daß alle Navigationslichter nun an wären. Murdoch befahl Hemming, genau darauf zu achten, daß nichts die Brücke blenden würde, da mit Hindernissen zu rechnen sei.

Zwischen 17.30 und 21.30 Uhr war alles normal. Kapitän Smith war Ehrengast bei George und Eleanor Widener, die auch die Thayer-Familie, Archibald Butt und die W. Cutters eingeladen hatten. Ganz nach White-Star-Regeln bekam der Kapitän selbstverständlich keinen Liquer.

In der Second-Class waren hundert Passagiere dabei, Lieder zu singen, unter ihnen Lawrence Beesley. Er fand das Ganze seltsam, denn viele Lieder handelten von den Gefahren auf See.

Auch in der Third-Class herrschte ein geschäftiges Treiben. Eine Feier war in vollem Gang, während Symons im Aussichtskorb die Kälte erwähnte. Er sagte zu seinem Freund: "Es riecht nach Eis. Es gibt eine Regel, nach der man, wenn man Eis riecht, es auch bald zu sehen bekommt."

Kurz vor 21.00 Uhr kehrte Kapitän Smith auf die Brücke zurück. Nach Lagebericht von Lights war die See ruhig, kein Mond aber Millionen von Sternen. Smith verließ gegen 21.20 Uhr die Brücke mit einer Warnung an Lightoller. Er sollte sich bei irgendwelchen Schwierigkeiten sofort bei ihm melden.

Phillips war noch immer mit dem Telegraphen beschäftigt. Um 21.30 Uhr kam eine weitere Eiswarnung von der "Masaba". Phillips sendete ein einfaches "Danke" zurück und fuhr fort, Passagierpost zu telegraphieren. Die "Masaba" wartete immer noch auf die Bestätigung, daß die Brücke ihre Nachricht gesehen hatte und fragte nach. Phillips ignorierte jedoch diese Aufforderung.

der Funker Phillips

Die "Masaba" warnte vor einem riesigen Eisfeld, mehrere Meilen groß, in das die Titanic mit maximaler Geschwindigkeit hineinsteuerte. Phillips brachte die Nachricht nicht zur Brücke.

Zwischen 22 und 23 Uhr waren fast alle Passagiere in ihren Kabinen. Lediglich im First-Class-Raucherraum war noch ein Pokerspiel in vollem Gange.

der Ausguck - auch "Krähenmast" genanntGegen 22.00 Uhr fand der Wachwechsel im Ausguck statt. Frederick Fleet und Reginald Lee wurden angewiesen, gut auf Eis achtzugeben. Lights erwähnte noch einmal, daß gegen 23.30 Uhr Eis in Sicht sein müßte. Anschließend machte er seine Runde auf dem Schiff und ging dann in seine Kabine.

Die Titanic fuhr weiter mit einer Geschwindigkeit von 22 Knoten.

Wie Ismay gewünscht hatte, würde die Titanic nun Dienstag ankommen.

Der Wachwechsel verlief normal; jeder tat seine Arbeit. Auch auf der Brücke war nichts ungewöhnliches.

Die meisten Berichte aus der Literatur schrieben, daß alles normal war, bis um 23.40 Uhr die Titanic ihrem Schicksal begegnete. Titanic-Historiker George Behe war jedoch anderer Meinung. Laut seinen Untersuchungen sah Fleet um 23.15 Uhr das erste Mal Eis. Er läutete dreimal die Glocke im Ausguck und kontaktierte die Brücke, doch niemand antwortete. Er versuchte es noch zweimal in den folgenden 25 Minuten. Die Titanic war nun in Reichweite der von der Masaba beschriebenen Eismassen. Diese Warnung lag immer noch an Phillips Arbeitsplatz.

 

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