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Die letzten Stunden

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Gegen 23.40 Uhr erschien am Horizont eine schwarze Silhouette. Fleet erkannte sofort, was es war und kontaktierte die Brücke.

Der EisbergDieses Mal antwortete die Brücke. "Ja, was gibt's?" fragte Murdoch. "Eisberg, genau vor uns!" antwortete Fleet. Murdoch dankte und legte auf. Er befahl, alle Maschinen zurück, alle wasserdichten Türen schließen und hart steuerbord.

Der Berg kam näher und wurde größer. Der Bug zeigte direkt auf den Eisberg und drehte sich nur langsam. Murdoch war sich jedoch sicher, den Berg früh genug gesehen zu haben und das Unglück verhindert zu haben.

Erst als er hörte und fühlte, wie das Eis an die Steuerbord-Seite stieß, wußte er, daß er unrecht hatte.

Die Kollision war nur leise wahrzunehmen. Jeder legte dieses Geräusch anders aus: Symons im Ausguck dachte, die Titanic hätte geankert; Passagier Selena Cook dachte, die Jungs nebenan hätten eine Kissenschlacht; George Rowe hörte nichts, aber er sah den Eisberg; der vierte Offizier Lowe sah weder das Eis, noch hörte er etwas, da der Berg nicht die Höhe der Brücke hatte.

Kapitän Smith wußte gleich, daß etwas nicht stimmte. Er war sofort auf der Brücke, um zu prüfen, ob die Notlampen an waren und die wasserdichten Türen geschlossen worden waren. Als nächstes schickte er Boxhall los, um das Schiff zu untersuchen und den Schaden zu melden. Boxhall wollte auch noch den Tischler Hutchinson hinzuziehen. Er brauchte ihn nicht lange suchen, denn er kam, um zu melden, daß in die Titanic Wasser eindrang. C.J.Smith kam ebenfalls und meldete, daß der Postraum bereits bis Deck G gefüllt war.

 Ismay erwachte durch die Erschütterung. Er ahnte Böses und ging auf die Brücke.

Der Kapitän gab Zeichen, sich für einen Notruf bereit zu halten.

weitere Infos über T. AndrewsThomas Andrews betrat die Brücke. Er wußte aus den Berichten, daß das Wasser bereits in die ersten 6 Kompartments, die ersten 5 Lagerräume und den Boilerraum 6 eingedrungen war. Das Schiff war seinem Schicksal ausgeliefert. Als einer der Erbauer wußte Andrews, daß in einer knappen Stunde die Hälfte der Menschen um ihr Leben kämpfen würden, da der Platz in den Booten nicht ausreichte.

Am morgen des 15.April um 00.10 Uhr, gab Kapitän Smith, Senior Offizier der White Star Line und eine der größten Errungenschaften dieser Firma, den Befehl, die Rettungsboote für die ersten Frauen und Kinder fertig zu machen.

Die Titanic hatte alles, was man sich nur vorstellen konnte. Aber jetzt, in dieser Notlage, wurde schnell deutlich, daß es ihr am Wichtigsten fehlte. In den nächsten Stunden würde sie erfahrene Seeleute brauchen und eine starke Hand, die die Menschen führt. Doch Kapitän Smith schien sich seiner Fähigkeiten nicht mehr so sicher und hielt immer Rücksprache mit seinem Offizier. Die Besatzung brauchte Organisation, doch gerade ein paar Tage zuvor war die unnütze Rettungsboot-Übung gestrichen worden. Es herrschte Verwirrung. Smith, Andrews und Ismay wußten jedoch, daß am meisten die Rettungsboote fehlen würden.

Boxhall weckte alle anderen Offiziere und berichtete Lightoller, daß das Wasser schon im Postraum bis Deck F gestiegen war.

Immer mehr Passagiere ahnten, daß etwas nicht stimmte. Es gingen immer mehr ungewöhnliche Aktivitäten vor sich. Einige Stewards weckten die Passagiere, andere beruhigten sie und schickten sie einfach wieder zu Bett. Die Titanic würde nur haltmachen, um einige Reparaturen durchzuführen. In einigen Stunden sollte die Fahrt dann weitergehen.

John Jacob Astor mit seiner Frau John Jacob Astor traf mit seiner schwangeren 19jährigen Frau und einer kleinen Gruppe Kapitän Smith auf dem A-Deck. Astor konnte seine Frau nicht beruhigen und sprach daher mit Smith unter vier Augen. Als er zurück kam, sagte er ruhig zu seiner Frau und den anderen, daß sie sich warm anziehen und die Rettungswesten anlegen sollten. Einige aus der Gruppe wollten es nicht wahr haben, daß etwas nicht stimmte.

Eine Frau sagte nur: "Ich finde das alles lächerlich! Die Titanic könnte über 100 Eisberge fahren und man würde es nicht merken." Kurz nach 00.10 Uhr gab Smith den Befehl an Phillips, den internationalen Notruf zu senden.

Der Funker BridePhillips und Bride senden "CQD* und SOS*" und scherzen dabei untereinander. Murdoch und der 3.Offizier Pittman dagegen machen Boot Nr.7 zum Beladen fertig. Sie fragten nach den ersten Frauen, doch niemand trat vor. Die Ersten, die das Boot dann doch betraten, waren D.Bishop und Dorothy Gibson.
             * CQD = Come Quick Danger  /  SOS = Save Our Souls

Keiner der Folgenden wollte das große "unsinkbare" Schiff gegen dieses kleine Boot eintauschen. Um das Boot wenigstens halbwegs zu füllen, schickte Murdoch Besatzungsmitglieder dazu. Boot Nr.7 wurde mit 32 Menschen herabgelassen. Das Fassungsvermögen lag bei 65.

Während es an Deck schwierig war, den First- und Second-Class-Passagieren klar zu machen, in welcher Notlage man sich befand, wußten es die Third-Class-Passagiere schon genau. Einige von ihnen wurden praktisch aus ihren Kabinen geschwemmt. Um ins Freie zu kommen, kletterten einige an Wänden und Frachtkränen empor. Ein Großteil der Sektionen war bereits abgeschottet. Einigen wurde der Weg von Stewards versperrt, die ihnen den Durchgang verweigerten.

An der Steuerbord-Seite waren die Offiziere Murdoch und Pittman damit beschäftigt, Boot Nr.5 zu laden. Ismay beschuldigte sie, daß sie zu langsam seien. Pittman bekam die Erlaubnis des Kapitäns, die Boote nun mit jedem, nicht nur mit Frauen und Kindern, zu beladen, der vortrat. Murdoch befahl Pittman, das Kommando des Bootes zu übernehmen. Es wurde mit 40 Personen anstelle von 65 heruntergelassen. Auf der Backbord-Seite waren noch alle Boote in ihrer Verankerung.

 

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